Wussten Sie, dass es drei verschiedene Arten von hören gibt? Es gibt hören, hinhören und zuhören. Was ist der Unterschied?
Beim Hören ohne hinzuhören ist man mit sich selbst beschäftigt und nicht wirklich aufmerksam. Man wartet nur darauf, bis man endlich selbst wieder reden kann. Die Aufmerksamkeit ist weniger auf den Gesprächsinhalt, sondern auf die eigene Beschäftigung und die eigenen Gedanken fokussiert. Man wartet auf die Gelegenheit, um etwas sagen zu können. Mit anderen Worten: Hier passiert gar nichts. Der Zuhörer ist weder interessiert, noch gewillt, irgendeine Botschaft aufzunehmen. Achtung – im Alltag meine ich zu erkennen, dass die Anzahl an „Hörern“ stetigen Zuwachs verzeichnet. Hören Sie sich in Restaurants zur Mittagszeit einmal um und lauschen Sie bei Ihren Nachbarn, über was und vor allem wie gesprochen wird – und machen Sie es ganz einfach anders.
Beim Hinhören ohne zuzuhören, nimmt man auf, was die andere Person sagt, ohne sich zu bemühen, herauszufinden, was der andere meint oder sagen will. Man ist gefühlsmässig noch unbeteiligt, distanziert und abwartend. Die oder der Sprechende meint fälschlicherweise, ihr oder ihm würde aufmerksam und ernsthaft zugehört. Mit anderen Worten, was hier passiert ist: „Göschenen – Airolo“ (das sind die beiden Gotthardtunneleinfahrten) und bedeutet: „geht da rein und kommt am andern Ende wieder raus“ – that’s it. Wie oft die Form von „hinhören“ in unserem Alltag vorkommt, erleben wir täglich.
Beim Zuhören versetzt man sich in sein Gegenüber und schenkt ihm volle Aufmerksamkeit. Man hört also nicht nur auf den Inhalt, sondern achtet sich auch auf Zwischentöne. Durch Haltung und Reaktion wird dem Gesprächspartner mitgeteilt, dass es im Moment nichts Wichtigeres gibt als sie oder ihn. Dass es sich um „richtiges“ Zuhören handelt, erkennen Sie auch daran, dass der Zuhörer offene Fragen stellt, also W-Fragen oder wie ich sie nenne „Taucherbrillen-Fragen“. Wenn Sie eine Taucherbrille aufsetzen, dann tun Sie das, weil Sie in die Tiefe schauen möchten. In einem Gespräch stellen Sie Taucherbrillen-Fragen, um noch mehr von Ihrem Gegenüber zu erfahren, zu präzisieren und zu hinterfragen: „Was hat das bei dir ausgelöst?“ -„Wie hast du dann reagiert?“ – „Wie ging es dir anschliessend?“ – „Weshalb war das für dich wichtig?“ – „Was verstehst du unter wertschätzend?“ – „Wie ging es dir nach diesem Meeting mit deinem Chef?“. 30 Eine Frage reicht und Ihr Gegenüber gibt Ihnen weitere wertvolle Informationen, so dass Sie wieder aufmerksam zuhören können. Das macht Spass, denn ihr Gegenüber erlebt, wie Sie sich interessieren, dass es Ihnen nicht um sich selbst geht, sondern er oder sie im Mittelpunkt steht – das ist Wertschätzung. Denken Sie nun ganz kurz an die letzten zwei Konversationen, welche Sie heute geführt haben und fragen Sie sich, ob Sie da „Hörer“, „Hinhörer“ oder „Zuhörer“ waren… und, wie sieht Ihre Bilanz aus?